Auch dieses Jahr war ich wieder auf dem Science Fiction und Fantasy Kongress in Bonn. Leider kann der Zeitplan meist nicht eingehalten werden und so startete der Kostümwettbewerb, den ich noch sehen wollte, etwas später als geplant. Da ich jedoch noch zum ARG Get-Together in Koblenz wollte, habe ich den Saal vorzeitig verlassen.
Auf dem Weg zur Strassenbahn habe ich mir noch einen Kappe gekauft, um meine klingonische Stirn (bzw. die Kleberückstände, falls ich die Stirn abnehme) verdecken zu können.
Die Kappe habe ich aber erstmal in die Tasche geworfen.
Am Bahnsteig mußte ich erstmal herausfinden, wie ich an eine Fahrkarte komme. Am Bahnsteig standen mehrere Service-Mitarbeiter für Fragen zur Verfügung und so bekam ich auch fachmännische Hilfe beim Erwerb einer entsprechenden Fahrkarte. Diese galt jedoch nur bis Bad Godesberg. Die Bahn kam aber nicht und ich machte mir schon sorgen, ob ich meinen Zug noch erwischen würde. Beim Warten auf die Bahn kam ein Service-Mitarber auf mich zu und bat mich, den Kindern weiter hinten am Bahnsteig kurz zu erklären, was genau ich darstelle. Das machte ich natürlich gerne. Also erzählte ich kurz von Klingonen. Auf die Frage, ob Klingonen böse wären, fragte ich, ob „Menschen“ die Bösen wären. Klingonen sind eine andere Kultur und es gab in der Vergangenheit Mißverständnisse. Als Böse könnte man sie aber nicht bezeichnen. Wir sprachen kurz über die Convention und auch über den neuen Kinofilm und das wir auf der Veranstaltung bereits 28 Minuten sehen durften. Es gab dort natürlich entsprechende Sicherheitsmaßnahmen mit Nachtsichtgeräten. Dies führte uns natürlich zur Frage, ob der Film nicht schon im Internet zu finden sei. Ich weiß es nicht, habe aber auch nicht danach gesucht. Der Film ist auch noch nicht in den USA angelaufen. Es ist nicht einfach ein Kinofilm der „anläuft“, sondern ein weltweites Sommer-Event. Das Event des Jahres. Daher starten der Film in allen Ländern relativ gleichzeitig. Die Bahn war noch immer nicht zu sehen. Aber was man gerade deutschlandweit überall sehen kann, sind die Kabel1-Plakate zu den Star Trek Specials. Einer der Väter meinte, dass er einige Folgen aufnehmen werde, damit er den Kindern die Serie auch mal näher bringen kann. Richtig so. So kann er den Kindern auch zeigen, wer Uhura ist. Sie ist ja schließlich auch auf der Convention. Möglicherweise auch die einzige Schauspielerin, deren Charakter die Leute kennen. Dann kam endlich die Bahn und wir stiegen ein. So konnte ich noch erklären, warum ich jetzt nach Koblenz fahre. Ich versuchte also kurz zu erklären, was ein ARG ist und wie das funktioniert. Ob es verstanden wurde, kann ich nicht sagen. Ich denke, es wirkte eher, als wäre das nur für merkwürdige Freaks. Gut, aus meiner perspektive würde ich es als „endlich normale Menschen“ bezeichnen *g*. Einige der Kinder sind nur zu Besuch in Bonn und kommen aus München. Die andere Familie eigentlich auch… aber das war vor drei Jahren ;-) Tja, das Problem kommt mir bekannt vor. Wenn man meint, aus Bonn endlich mit dem Auto rausgefahren zu sein, stellt man fest, dass man wieder im Zentrum ist…
Schließlich überlegte die Gruppe, ob sie an der nächsten oder übernächsten Stadion aussteigen sollte. Einer der Jungs sagte, dass die übernächste besser wäre, weil wir dann länger über Star Trek sprechen könnten. Kurz bevor sie dann an der übernächsten Stadion ausstiegen, fragte der Junge noch, ob Star Trek die Serie mit dem Beamen sein. Yeah ;-) So gehört sich das. Gute Erziehung, weiter so.
Irgendwann erreichte die Strassenbahn dann doch noch den Bahnhof. Gerade noch rechtzeitig. Ich hatte noch drei Minuten, eine Fahrkarte zu kaufen und meinen Zug zu erwischen. Und ich habe es geschafft. Am Bahnsteig traf ich dann auf zwei Mädel mit Luzifer-Hörnern. Sie sind auf dem Weg zum „Rhein in Flammen“-Feuerwerk und wollte wissen, was mit meiner Stirn sei. Okay, kurz die Klingonen und Star Trek erklärt. Leider konnten Sie damit nichts anfangen. Als der Zug einfuhr zeigte ich noch auf das Kabel1-Plakat am Bahnsteig und stieg ein. Im Zug hatte ich dann etwas Zeit, die Kappe aufzusetzen. Mein Notebook mit Webcam diente als Spiegel ;-)

An der nächsten Stadion hörte ich schon eine gröllende Gruppe, (leicht) alkoholisierter – vielleicht auch nur angetrunkener – junger Erwachsener. Sie feierten einen Junggesellenabschied. In der Zwischenzeit hatte ich aber meine Kappe auf. Nicht das ich mich verstecken wollen würde – aber Alkohol hat einen merkwürdigen, unberechenbaren Einfluss auf Menschen. Mir wurde auch etwas Alkohol angeboten, ich lehnte jedoch dankend ab. Zwischenzeitlich wurde die Diskussion zwischen zwei der Gruppe immer lauter und es gab einen – sagen wir mal freundschaftlichen – Kampf. So zwischen echten Kumpels. Passiert ist nichts. Sie sind zusammen an der Endstation ausgestiegen. Dort war auf dem anderen Bahnsteig auch eine Gruppe von jungen Frauen zu sehen, wobei eine rosa Häschenohren hatte. Ob die zwei Gruppen zusammengehören?
Ich machte mich auf dem Weg Richtung Norden. Ich hatte die Koordinaten vorher aus Google Maps ausgelesen und ins Navi einprogrammiert. Eigentlich war es ganz einfach. ca. 1,2 km gerade aus. Wenige Meter vor dem Ziel viel mir eine rothaarige, winkende, große Person auf. Drakurius. Ich setzte mich zu den anderen ARGlern. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und ein wenig fachsimpeln bin ich mit Drakurius und seiner Freundin in eine nahegelegene Pizzeria entschwunden. Diese war günstiger als das Kaffeewirtschaft. Wir unterhielten uns über Rüstungen, Hümmelchen, LARPs und entsprechenden Veranstaltungen. LARPs sind eine eigene Welt. Eine große, eigene Welt.
Nachdem wir wieder zurück zum eigentlich ARG-Treffen gekommen sind, waren alle noch da. Keine Entführungen, keine Rabbit-Holes, keine Romulaner. Nichts passiert. Aber da die zu sich genommene Flüßigkeit wieder abgegeben werden muß, suchte ich eine passende Entleerungsstelle. Auf dem Weg mußte ich erst eine Treppe runter auf eine Spiegelwand zulaufen. Im Spiegelbild konnte ich bereits die Schilder für „Herren“ und „Damen“ erkennen und ging nach links. Die Dame hinter mir folgte, meinte noch beiläufig, dass die Zettel am Spiegel gut seien, da man sonst dagegen laufen würde. Sie wollte mir wohl in das Herren-WC folgen. Okay, von hinten mit langen Haaren könnte man mich eventuell mit weiblichen Terranern verwechseln. Ich drehte mich um und zeigte auf das andere WC. Die Dame schien nur verwirrt, da sie das Schild „Damen“ nicht gleich sah. Zu meiner Stirn sagte sie aber nichts.
Wieder am Tisch angekommen war mein Getränk bereits bezahlt gehabt. Danke nochmal ;-)
Uns wurde auch mitgeteilt, dass wir den Tisch langsam räumen müssen, weil das Lokal (zumindest den Außenbereich) schließen wollen. Da tauchten dann noch einige Personen der Aids-Hilfe auf und verteilten Kondome mit Gebrauchsanweisung. Wir spendeten natürlich etwas für die Aids-Hilfe. Die Gebrauchsanweisung wurde gleich nach irgendwelchen Hinweisen abgesucht. Es war jedoch kein Rabbit-Hole zu entdecken. Dann mußten wir aber auch schon gehen.

Unterwegs holten wir uns noch ein sehr leckeres Eis und starteten eine kleine Sight-Seeing-Tour. Wir gingen zum Schangelbrunnen. Auf dem Schild vor dem Brunnen ist etwas über den Koblenzer „Schängel“ zu lesen. Wenn ihr mal dort seid, viel Spass beim Lesen ;-)



Es ging dann weiter durch einen Park. Und dort trafen wir wieder auf das Hochzeits-Bunny. Irgendwie passiert mir sowas immer, wenn ich als Klingone durch fremde Städte laufe. Diesmal gab es keine Bändchen, die man sich erkaufen mußte, sondern es handelte sich um eine lebende Musikbox. Der Versuch, die Musikbox mit den Kondomen der AIDS-Hilfe zum Singen zu bringen, war erfolglos. Wir hatten aber doch noch ein Paar Euronen übrig (Wechselgeld vom Eisessen) und erkauften uns das Lied „Biene Maja“. Ich hätte ja gerne mitgesungen, kenne aber nur den Original-Text *g*.

Unsere Tour ging dann zu einem anderen Lokal. Vor dem Lokal wurde ich von einem leicht alkoholisierten jungen Mann als „Chewbacca“ angesprochen. Ich musterte ihn von oben bis unten und meinte dann etwas überlegend. „Hmmm. Katze?“. Er blickte verwirrt zurück. Daraufhin meinte ich, dass ich mich mit den terranischen Lebensformen nicht so gut auskennen würde. Dibtych stand nur grinsend im Eingang.
Dort mußten wir uns erstmal durch die Menschenmassen einen Weg bannen. Jedoch war kein Platz mehr frei. Aber scheinbar waren einige Gäste von meiner Erscheinung ein wenig überrascht und schauten etwas verwundert. Daraufhin kam die Idee, ich sollte vorangehen ;-) Tja, so ein Klingone fällt auf. Auf dem Weg nach draußen kam mir ein Kellner entgegen. Dieser bemerkte nicht, dass die Dame am Tisch neben ihm etwas bestellen wollte. Als der Kellner schon halb an mir vorbei war, legte ich meine Hand auf seine Schulter. Etwas verunsichert drehte sich der Kellner um und schaute mich an. Ich zeigte nur auf die Dame und ging weiter.
Leider war es dann schon sehr spät und ich mußte zurück zum Bahnhof. Verschiedene Versuche, mir den Weg zu erklären, scheiterten. Wir einigten uns dann einfach auf die Himmelsrichtung. Ich hätte den Bahnhof vielleicht bei der Ankunft markieren sollen. Nein, nicht wie ihr denkt. Ich hätte die GPS-Koordinaten mit dem GPS-Empfänger meines Vaters erfassen und speichern können. Somit hätte ich dann einfach zu diesem Wegpunkt navigieren können. Auf der Suche ging ich auch an einer Discothek mit Security vorbei. Einer fragte mich, welche Drogen ich nehmen würde. „Keine, und Du?“. Auch er nahm keine, wollte aber dann doch den Grund für meine komische Erscheinung wissen. Ich erklärte ihm also, dass dieses Wochenende ein Kongress für Science Fiction und Fantasy-Interessierte in Bonn stattfinden würde. Das war nachvollziehbar für ihn. Aber warum bin ich dann in Koblenz? Ich schaute ihn fragend an. „Was? das ist gar nicht Bonn. Dann bin ich wohl falsch ausgestiegen. Wo ist der Bahnhof?“. Grins. Aber mal ehrlich. Wie soll man als TNG-Klingone in einer Classic-Uniform jemanden erklären, dass man in Bonn auf einer Star Trek Convention ist und mal schnell für ein ARG-Treffen nach Koblenz fährt, wo man sich unterwegs nicht umziehen bzw. abschminken kann. Ich blieb dann einfach bei der Kurzfassung. „Ich habe mich mit Freunden getroffen“. Ich mußte dann überlegen, wie es normalerweise in München wäre. Ich kann mich nicht erinnern, dort mal gefragt worden zu sein, welche Drogen ich nehmen würde. Dort wurde ich eher als Idiot bezeichnet. Und das waren dann auch eher ungemütlich Zeitgenossen. Hier hat sich eigentlich ein kleines, nettes Gespräch ergeben.
Unterwegs höre ich immer wieder Leute, die mich erblickten, über „Star Wars“ reden. Klingonen sind wohl nicht so oft in Koblenz zu finden… Noch nicht *g* Mit einigen Leuten hatte ich auch gelegentlich auch eine etwas längere Konversation. Auf die Frage, welcher der beste Star Trek Film wäre, meinte ich nur „der Elfte“. Ich meinte auch, dass es sich auf jeden Fall lohnen würde, sich den kommenden Film anzuschauen. Dieser Film sei nicht nur für die Altfans gedacht. Man benötigt kein Vorwissen. Es ist das Kino-Event des Jahres ;-)
Kurz vor 2 Uhr war ich dann auch endlich wieder im Hotel und ries mir die klingonische Stirn runter. Der Mastix (Hautkleber) hat sich inzwischen um meine (echten) Augenbraue herum kristallisiert… das ist schmerzhaft…

Kommentare
6 Antworten zu „Kondome aus Koblenz“
joa lustig wars ;D
*LOL*
Wenn ich jetzt das Wort „FedCon“ schreibe, schaltest du den Kommentar nicht frei, oder? ;-)
Ich wollte nur nicht zu viele Fremdwörter verwenden *g*
Miau!
Das war also gar keine echte Stirn? Hast du eigentlich noch einmal versucht die Kondombeschreibung über Feuer zu halten? Bei mir ist wass Passiert: Wenn man die Beschreibung lange genug über feuer hält entsteht eine art Kettenreaktion. Erst färbt sich das Papier an einer stelle leicht gelblich bis Schwarz. Dann entwickelt sich etwas rauch und schließlich entwickelt sich Hitze, die dann – anscheinend aus der Eigenzehrung des Papiers – von alleine und ohne weiteres hinzufügen der ursprungsflamme die Beschreibung in einen kleinen Haufen Schwarz-Grauer Substanz verwandelt…. Was man damit nun anstellen soll, weis ich allerdings nicht so genau…
War auf jeden Fall sehr witzig gewesen… und wenn nicht bald ein neues deutsches ARG erscheint, dann machen wir halt selbst eins ;-)
nix zu danken! hab nicht schlecht gestaunt, als ich deinen clip die tage gesehen hab.